Für die meisten Frauen gibt es wohl nichts besseres, als Schuhe zu kaufen. Die einzigen Schuhe, die ich wirklich gern einkaufe, sind Motorradstiefel. Ich liebe meine Stiefel einfach sehr und könnte da richtig viel Geld ausgeben. Schlussendlich trage ich dann aber doch wieder nur dieses eine Paar, bis es mir irgendwann von den Füßen fallen wird.
Die Rede ist von meinen geliebten ProBiker Touringstiefeln. Man sieht es ihnen mittlerweile an, dass ich sie nicht nur zum Motorradfahren trage, sondern eben auch um durch die Nebelhöhle zu wandern oder zur Burg Hohenzollern raufzuklettern. Mein anderes Paar (Vanucci Lady VTB 18) trage ich auch gerne im Alltag, weil sie einfach so bequem sind.
Der ideale Motorradstiefel
Doch was macht meinen ProBiker jetzt so besonders? Es ist relativ einfach erklärt: Er erfüllt all das, was ein guter Motorradstiefel mitbringen muss: Wasserdicht aber atmungsaktiv, versteifte Sohle, Knöchelprotektoren, verstärkter Schienbeinschutz, verstärkte Schaltfläche. Natürlich könnte man jetzt bemängeln, dass man den Innenschuh nicht entnehmen kann (Daytona) oder dass es keine richtige Weitenregulierung gibt (Daytona, versch. Crossmodelle, höhere Preisklassen, etc.). Aber das ist meckern auf hohem Niveau.
Für mich war essentiell, dass ich den Motorradstiefel über x Stunden am Stück tragen konnte, ohne das Gefühl zu haben, Druckstellen zu bekommen. Er musste bequem genug sein, um auch mal ein paar Stunden durch die Heidelberger Altstadt zu schlendern. Gleichzeitig durfte er aber auch nicht am Sicherheitsfaktor einbüßen. Wichtig war mir außerdem, dass es ein Stiefel werden sollte und kein Halbschuh. Außerdem durfte er keine Schnürsenkel haben. Somit war der ProBiker für mich der ideale Kauf.
Übrigens:
Viele Händler bieten es an, dass Du während Deines Einkaufs den Stiefel zur Probe tragen kannst. Dadurch merkst Du recht schnell, ob der dann was ist. Da ich schon seit Jahr und Tag Plateaustiefel trage, die sowieso schon etwas steifer sind, musste ich dieses Angebot nicht annehmen und habe relativ schnell den für mich perfekten Schuh gefunden.
Hoch, höher, Sohlenerhöhung
Was nun natürlich ein essentielles Problem bei mir und meiner Innenbeinlänge ist: Ich bin einfach viel zu klein. Ein regulärer Touringstiefel hat eine relativ flache Sohle, wodurch man nun nicht unbedingt an Zentimeter dazu gewinnt. Natürlich gibt’s verschiedene Lösungsansätze, wie Sohleneinlagen und Umschnallerhöhungen (zu denen später mehr), aber wirklich befriedigend ist das nicht. Irgendwann kam Daytona dann auf die Idee, ihre Damenstiefel mit einer innenliegenden Sohlenerhöhung zu versehen. Das brachte wertvolle Zentimeter.
Als die Daytonastiefel bei mir zur Debatte standen, war ich gerade eine Mitarbeiterin bei Polo. Ich wunderte mich regelmäßig, dass meine Hände nach dem reinigen und verräumen der Stiefel Ausschläge aufwiesen. Bei den ersten zwei Mal dachte ich ehrlicherweise noch daran, dass vielleicht einer der Kunden eine Pilzerkrankung gehabt hatte. Aber als sich das dann immer wieder wiederholte, wurde ich skeptisch.
Wir hatten damals einen Ozonreiniger im Laden stehen. An einem sehr trüben Mittwochvormittag machte ich dann den Test: Ich stellte jeden einzelnen Stiefel aus unserer Auslage da rein und reinigte ihn. Die Ausschläge blieben. Ich war frustriert. Meine Hände juckten und brannten, ich konnte manchmal kaum die Kraft aufbringen, einen Rückenprotektor zu biegen, um ihn in die vorgesehene Protektorentasche zu schieben, so sehr schmerzten meine Hände.
Das Daytona-Problem
Dann kam der Abend der Daytona-Schulung. In einem kleinen Nebensatz ließ der Mitarbeiter das Wort »Latex-Schaum« fallen. Ich wurde hellhörig. Am Ende der Schulung schnappte ich mir den Mitarbeiter und ging das mit ihm durch. Tatsächlich: Jeder einzelne Daytona-Stiefel hat im Bereich des Schienbeins eine Latex-Schaum-Verstärkung. Diese soll ein bequemeres Tragen ermöglichen.
Leider habe ich eine relativ ausgeprägte Latexallergie. Bei mir führen schon die Dämpfe von Latex zu allergischen Reaktionen.
Und siehe da: Kaum wusste ich um diesen Umstand, fasste ich die Daytonastiefel nicht mehr an. Meine Hände beruhigten sich, die Haut konnte abheilen.
Das hieß im Umkehrschluss für mich aber auch, dass ich keine Lady Star tragen können würde.
Wieder einmal machte mir mein Körper einen Strich durch die Rechnung. Dann erfuhr ich von einer entfernt bekannten kleinen Motorradfahrerin, dass sie sich eine Absatzerhöhung unter ihren Stiefel gebastelt hat. Das musste auch professioneller gehen. Also klemmte ich mir meine Stiefel unter den Arm und marschierte zu meinem Schuster.
Der war erst Feuer und Flamme (er ist selbst auch ein ambitionierter Biker), musste dann aber traurig mit dem Kopf schütteln, als er erfuhr, wie hoch der Stiefel werden soll. Laut seiner Aussage darf diese Kombination der vorderen und hinteren Sohlenerhöhung mit den Maßen, die ich vorgab, nur ein Orthopädieschuhmachermeister unter einen Stiefel bauen. Ich war geknickt.
Die Lösung
Einige Wochen später traf ich mich mit einem Freund zum Mittagessen. Ich klagte ihm mein Leid und er begann laut zu lachen. Dann sagte er, ich solle ihm folgen. Wir stiegen in den Aufzug, der uns von seiner Wohnung direkt in den Laden brachte. Dann gingen wir die Treppe runter in die Werkstatt. Er rief seinen Mitarbeiter zu uns und erklärte mir, dass das sein Orthopädieschuhmachermeister ist und ich ihm erklären soll, was ich vorhabe. Wir bekamen beide große Augen. Aber klar: Mein Freund ist Besitzer eines Sanitätshauses inkl. Maßanpassungen. Auf die Idee hätte ich auch selbst kommen können.
Ich erzählte also, was mein Anliegen war und erkannte sofort, dass ich hier richtig war. Der Mitarbeiter gierte regelrecht danach mal wieder etwas anderes machen zu können, als das, was er tagtäglich werkeln musste. Ich brachte ihm also meine Motorradstiefel und eine Woche später konnte ich sie abholen. Hinten hatte ich sie um 4cm und vorne um 1,5cm höher legen lassen. Gekostet hat mich das 150€. Dafür wurde die Originalsohle abgeschnitten, die Erhöhung drunter geklebt und darunter kam dann wieder die Originalsohle. Somit habe ich sogar mein Sohlenprofil behalten.
Fazit
Auch wenn ich immer wieder belächelt werde, so ist das für mich die perfekte Lösung. Natürlich kommt die Frage auf, ob man mit diesen Motorradstiefeln überhaupt schalten kann. Aber das war für mich nie ein Problem. Selbst wenn: Bei den meisten Motorrädern kann ich die Fußrasten bzw. den Schalthebel anpassen. Ernsthaft. Bei einer Einlegesohle verändere ich den Platz, den ich im Stiefel habe. Ich muss einen größeren Motorradstiefel kaufen, wodurch die Sohle wiederum länger wird.
Bei einer Umschnallsohle habe ich das Problem der Aussparung für Schalt- und Bremshebel. Ich kann mir ehrlicherweise kaum einen sicheren Stand damit vorstellen, lasse mich aber gern eines Besseren belehren. Wenn Interesse besteht, dass ich die anderen Arten der Sohlenerhöhung testfahre, dann bitte gern mit mir Kontakt aufnehmen und wir finden sicherlich eine Lösung.
Natürlich wird die Sohle durch die Erhöhung noch steifer als sowieso schon aber dank jahrelangem Plateaustiefeltragens bin ich das schon gewohnt. Ich spüre unter einem 14cm-Plateau wenn ich auf ein Blatt Papier trete.
Sollten mir irgendwann meine Stiefel von den Füßen fallen, werde ich genau so wieder vorgehen und meine Schuhe zum Sanitätshaus Schaal bringen. Dort habe ich einfach die besten Erfahrungen gemacht.
Wie hast Du das Problem mit Deiner geringen Beinlänge gelöst?
dLzG
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